Schwerpunktthema dieser Sendung von "maintower kriminalreport": Wie Raser und Autoposer uns das Leben schwer machen. Weitere Themen: Nachruf von LKA-Mann Heinrich Sauerwein – Unbekannter nach sexueller Belästigung in Darmstadt gesucht – Rapvideo-Dreh sorgt für Polizei-Großeinsatz.

Tödliche Unfälle und genervte Anwohner – wie Raser und Autoposer uns das Leben schwer machen

Ausgebranntes Autowrack eines Rasers

Es ist Samstag der 10. Oktober, als ganz Deutschland nach Hessen blickt. Auf der A66 fahren Familien zum Einkaufen und ganz normale Menschen sind unterwegs zum Verwandtschaftsbesuch. Plötzlich drängeln sich zwei Lamborghini und ein Porsche durch den Verkehr. Ermittlungsstand jetzt: Ein illegales Rennen, ein abrupter Spurwechsel, ein tödlicher Unfall – und eine unbeteiligte Seniorin verbrennt in ihrem Skoda. Videos machen die Runde – vom Unfall und von protzigen Instagram-Auftritten der Raser. Es folgen Ermittlungen der Polizei mit ständig neuen Wendungen. Die zentrale Frage: Kann man die Fahrer wegen Mordes dran bekommen?

Grundlage für solche juristischen Überlegungen: Ein Unfall auf dem Berliner Kurfürstendamm im Februar 2016. Auch damals: ein illegales Rennen, ein Crash, ein Unbeteiligter stirbt. Letztendlich bestätigt in diesem Fall der Bundesgerichtshof in letzter Instanz die Mordmerkmale "Heimtücke" und "Tötung aus niedrigen Beweggründen" – zumindest beim Hauptschuldigen. Doch so weit wird es in Frankfurt wohl nicht kommen. Wenige Tage nach dem Unfall wird klar, dass ein bisher unbekannter vierter Fahrer den Zusammenstoß ausgelöst hatte. Zwei der Raser sind anschließend wieder auf freiem Fuß – der dritte versucht aus dem Ausland einen Deal mit der Staatsanwaltschaft auszuhandeln.

Mord oder fahrlässige Tötung, die Frage nach der Schuld – Nico Klassen verfolgt diese Diskussion nochmal aus einem ganz anderen Blickwinkel. Er bezeichnet sich selbst als "Ex-Raser". Ende der Neunziger stirbt sein Freund in seinen Armen – nach einem illegalen Rennen, an dem er selbst auch teilnahm. Für Klassen gab es kein Zurück mehr, seitdem organisiert er legale Rennen für Jedermann. Sein Ziel: Den Adrenalin-Freaks eine Möglichkeit zum Dampfablassen zu bieten. Er glaubt: Rasen sei eine Sucht – und die Befriedigung der Lust Gas zu geben sei genauso wichtig wie Strafen und Kontrollen.

Und was tut die Polizei? Zumindest in Frankfurt machen die Beamten mehr als in vielen anderen Städten. KART – die Kontrolleinheit Autoposer Raser Tuner – macht Jagd auf die Unbelehrbaren. Erik Hessenmüller, Leiter der Direktion Verkehrssicherheit, sagt: Nicht nur die überhöhten Geschwindigkeiten sind das Problem. Auch der Lärm macht vielen Frankfurtern zu schaffen. Und bei den Gesprächen während einer Kontrolle am Straßenrand könne man zumindest einen gewissen Teil der Szene bekehren – oder zumindest soweit beeinflussen, dass sie ihre Autos zurückbauen, bevor sie ins Stadtgebiet fahren.

Gelebte Kriminalgeschichte – Heinrich Sauerwein ist LKA-Mann der ersten Stunde

LKA Ermittler Heinrich Sauerwein

1945 hat das Landeskriminalamt nur knapp über 30 Mitarbeiter – und ein Jahr später ist Heinrich Sauerwein einer von ihnen. Ein gelungener Aufsatz reicht – und er darf eine Karriere starten, die ihresgleichen sucht. Er fängt bei der Daktyloskopie an, wechselt zum Erkennungsdienst, wird Kriminalassistent, und geht schließlich zum Staatsschutz. Viele Jahre lang hat er Verbrechen auf dem Tisch, die im Konzentrationslager Auschwitz begangen wurden. Haushalten mit einem anfänglichen Monatsgehalt von 120 Mark gehört genauso in seinen Erfahrungsschatz wie erste Versuche mit dem ersten LKA-Computer im Jahr 1971. Anlässlich des 75-jährigen LKA-Jubiläums hat Sauerwein noch einmal ein längeres Interview gegeben. Vor wenigen Wochen ist er im Alter von 96 Jahren gestorben.

Polizei fahndet mit Fotos – Unbekannter nach sexueller Belästigung gesucht

Fahndungsfoto des Unbekannter, der wegen sexueller Belästigung gesucht wird

Der zirka 1,85 Meter große Mann wird verdächtigt am 27. September 2020 eine 17-Jährige auf ihrem Weg zur Arbeit sexuell belästigt zu haben. Kurz vor sieben Uhr morgens war ihr der Unbekannte vom Luisenplatz zum Hauptbahnhof gefolgt und hatte die junge Frau dabei zweimal unsittlich am Gesäß berührt. Danach stieg er in dieselbe S-Bahn nach Frankfurt – dort wurde er von Überwachungskameras gefilmt. Mit der Veröffentlichung der Bilder hoffen die Beamten auf Hinweise von Zeugen, die Aufschluss über die Identität des Mannes geben.

Weitere Informationen

Hinweise an die Kriminalpolizei in Darmstadt

Telefon: 06151 969-0 oder jede andere Polizeidienststelle
Infos unter: k.polizei.hessen.de/1013460339

Ende der weiteren Informationen

Nicht das erste Mal – Rapvideo-Dreh sorgt für Polizei-Großeinsatz

Überfall auf ein Juwelier in Frankfurt stellt sich als Videodreh für ein Musikvideo heraus

Frankfurt Bahnhofsviertel. Gleich mehrere besorgte Passanten rufen die Polizei an – Überfall auf einen Juwelier. Tatort ist die Münchener Straße – gleich mehrere Männer werden mit schweren Sturmgewehren beobachtet. Vor Ort zeigte sich dann jedoch, dass alles anders ist – und äußerst harmlos. Etwa 20 Personen rund um den Rapper Kollegah drehen ein Musikvideo, einige von ihnen tragen Waffenattrappen. Bei der Durchsuchung der Beteiligten stellte die Polizei fünf Schusswaffen sicher, die nicht echt gewesen seien sollen. Einsätze dieser Art hat vor allem die Frankfurter Polizei häufiger, zuletzt sorgte schon der Rapper Kianush für einen größeren Polizeieinsatz, nachdem er und seine Crew sich bei einem Videodreh mit Schusswaffen-Attrappen zeigen.


Moderation: Robert Hübner
Sendung: hr-fernsehen, "maintower kriminalreport", 15.11.2020, 19:00 Uhr